Fette Ferien

29. Januar 2020, gepostet in AllgemeinKreta, 28.09. ff

Eigentlich sollten wir auf dem Weg nach Chania sein – das liegt im Westen von Kreta. Nun hatte der Hotelchef unsere Reisedaten durcheinander gebracht und erwartet uns erst in fünf Tagen. Mama fand zum Glück noch das letzte freie Zimmer auf Kreta – im Osten. Somit haben wir die einmalige Gelegenheit, Kreta in seiner vollen Breite kennen zu lernen. Das sind von links nach rechts, also von Westen nach Osten 254 km. Es gibt nur eine Straße und die hat nur eine Spur.

Als wir endlich unseren ersten Zielort erreichen, stürzt sich Papa in die erstbeste Taverne und bestellt gemischte Vorspeisen für alle. Fehler! Erst in den Pool stürzen, dann auf die Speisen. Ich bin nicht hungrig, aber okay, ein paar Vorspeisen gehen immer. Nun aber bringt der Wirt nicht ein paar Vorspeisen, sondern alle Vorspeisen, die es auf Kreta gibt. 13 große Teller! Gefüllt bis an den Rand. Das schaffen wir nie! Ich picke am Saganaki. Klingt wie ein sagenhafter Judo-Nackengriff, ist aber überbackener Schafskäse. Mama ist auch keine große Hilfe. Also macht Papa, was Papas so machen: Reste aufessen. Schafft er 11,5 Teller? Papa schlingt und stopft und nuschelt von Gastfreundschaft und dass man nichts stehen lassen darf, sonst sind die Griechen traurig. Nach dem sechsten Teller gibt er auf. Er platzt gleich, selber schuld. Papa hat seine eigene goldene Regel missachtet: Wenn du in ein fremdes Land reist, erstmal gucken (nicht gleich reinhauen!). Gucken, was die Einheimischen machen. Gucken, was sie essen, wo sie schnorcheln, wie sie tanzen. Das scheinen die Griechen am liebsten zu machen. Abends spielt in unserer Taverne eine griechische Hausband in klassische Formation: drei Männer mit Bouzukis. Normalerweise ist Papa schon vor der Nachspeise auf der Tanzfläche – „Ein Sirtaki geht immer!“ Heute nicht. Papa leidet an Fresslähmung.

Der Sirtaki stammt aus dem Film „Alexis Sorbas“. Der schönste Film über Griechenland, meint Papa. Mag sein, aber das ist Schnee von gestern. Der Film ist noch älter als Papa. Für mich ist der beste Film über Griechenland „My Big Fat Greek wedding“. Er ist lustig und hat obendrein Sätze von philosophischer Tragweite, etwa: „Warum sagen Eltern immer ‚Träume groß‘, wenn sie das Gegenteil meinen.“ Mamapapa, ich träume groß: Ich will eine griechische Insel. Muss ja nicht so groß sein wie Kreta. Eine kleinere Insel täte es auch, mit zwei Palmen für meine Hängematte, und einen Steg und einen Sprungturm und eine Eisdiele.

Griechenland ist ein Traum. Jede Insel hat etwas Besonderes, aber das Meer haben alle Inseln gleich. Dieses Blau! Und die Sonne! Die Griechen müssen glückliche Menschen sein. Papa sagt, viele Griechen sind arm. Aber wenn man in einem so schönen Land lebt, kann man gar nicht arm sein. Die Menschen in Hamburg haben vielleicht viel Geld, aber eine Sonne können sie sich nicht kaufen.

Auf unserem Road-Trip sehen wir auch einige Touristen-Hochburgen. Tausend Liegen stehen am Strand wie Soldaten in Reih und Glied. Die lassen wir links liegen. Mamapapa wollen lieber Urlaub machen wie die Griechen. Das ist auch okay, es ist nur so: Ich kann kein Griechisch, und die Griechen können kaum Englisch. Deshalb ist es schwierig andere Kinder kennen zu lernen. Manchmal hat man Glück und trifft einen Griechen, der Deutsch kann, weil er einmal in Deutschland gearbeitet hat. Aber Kinder haben selten schon in Deutschland gearbeitet. Aber solange Papa sich wie ein Kind benimmt, wird mir nicht langweilig.

Am besten finde ich die Hunde und Katzen am Marathi Beach. Am zweitbesten finde ich den Pool in unserer kleinen Ferienanlage in Istron. 12 x 6 Meter. Perfekt für Arschbomben und Ballspiele. Kein Kind will in den Ferien Bahnrekorde schwimmen, sondern Papa an die Wand schießen – Bumm-Bumm-Bumm. Du musst zeigen, wer der Boss im Pool ist. Am drittbesten finde ich die kleinen Fische, die Mama in die Waden zwicken. Einmal hat sie vor Schreck so laut geschrien, dass der ganze Strand geglotzt hat. Wegen einem Fisch, der nicht größer ist als eine Zahnpasta-Tube. Mama, echt!

Und am allerbesten finde ich die Gastfreundschaft der Griechen. Einmal kamen wir beim Abendspaziergang an einem Häuschen vorbei, vor dem eine Katze mit ihren Jungen spielte. So süß! Der Besitzer lud uns in sein Haus ein. Im Garten saß die ganze Familie. Mamapapa mussten einen Ouzo trinken. Papa noch einen. Ich bekam eine Cola und fünf oder sechs Katzen zum Streicheln. Wir verstanden kein Wort, aber alle verstanden sich prächtig. Hände, Füße und ganz viel lächeln! Wir haben noch nie einen Griechen eingeladen, der an unserer Wohnung in Hamburg vorbei kam. „Papa, warum eigentlich nicht?“ Papa nachdenklich: „Das ist eine gute Frage.“ Papa liebt die Griechen, und ich liebe die griechischen Hunde und Katzen. Mama liebt auch Griechenland, nur nicht die Schnappfische. Haha!

verfasst von rudolf.ferien

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