Sand. Sand. Sand. Seit einer Stunde überfliegen wir Ägypten und sehen nichts als Sand. Als wäre die ganze Erde eine einzige Wüste. Keine Oase, keine Palme, kein einziger grüner Punkt, nicht mal ein Dornenbusch. Wer sich hier verläuft, hat ein Problem. Aber dann, endlich! Blaue Punkte! Sind das Swimming Pools? Ja! Pools, Pools, Pools! Und wie sie leuchten! In Knallhellblau! Bei 50 höre ich auf zu zählen. Hier muss das Paradies sein, und da ist auch schon das Meer.
Im Flugzeug sitze ich am Fenster (Aussicht super), im Shuttle-Bus sitzt Papa am Fenster (Aussicht gähn). Wir haben Glück. Unser Resort wird zuerst angefahren. 60 Minuten nach der Landung lande ich im Pool. Die erste Arschbombe des Jahres! Vom Pool aus, der auf einem Hang liegt, habe ich eine Top-Aussicht auf die Bucht: 100 kleine Segelboote schunkeln auf den Wellenspitzen. Wenn jetzt noch das Eis und die Pommes passen, sind die Ferien geritzt.
Die Hotelanlage ist perfekt ausgestattet: Free-WiFi, drei Pools, vier Wasserrutschen, fünf Restaurants, eigene Bucht mit weißem Sandstrand und einem Riff, an dem es vor bunten Fischen nur so wimmelt. Das Riff beginnt gleich am Ufer, man muss noch nicht mal abtauchen, um Fische zu sehen. Die meisten Resorts haben ewig lange Stege, die 50 oder 100 Meter hinaus zum Riff führen. Wir müssen nur einen Meter gehen. Topp! Unser Riff ist gesund. Dafür sorgt ein Bademeister, der darauf achtet, dass niemand auf die Korallen tritt. Er ist mit einer Trillerpfeife bewaffnet und kann streng gucken. Ansonsten sind die Ägypter sehr nett.
In Ägypten dürfen Kinder so ziemlich alles: laut sein, unordentlich sein und bis in die Puppen um die Häuser ziehen. Und wenn du deine Cola verschüttest, hey, kein Problem, Husch-Wisch-Blitz-Blank. Und ein Lächeln gibt es obendrein dazu.
Davon können sich die Kellner in Deutschland eine Scheibe abschneiden, einige Eltern übrigens auch. Papa, das ist nur Cola, keine Schwefelsäure! Kids haben es gut in Ägypten. Doppeldaumen hoch!
Wir haben auf unserer Wüsten-Tour leider auch arme Kinder gesehen. Manche Familien leben in einer Höhle oder einem Zelt. Teil der Tour ist der Besuch eines solchen Zelts. Die Kinder reichen Tee und Schildkröten, Mama gibt ihnen etwas Geld. Nach einer Stunde Fahrt mit dem Quad erreichen wir ein Mini-Dorf. Mama war die letzte – Schnecke! Wir steigen auf Dromedare – die haben zwei Höcker, deshalb kann man nicht so leicht runter fallen – und reiten eine Runde. Dann geht es weiter auf den Quads, zu einem weiteren Dorf, wo bereits das Essen und das Folklore-Festprogramm auf uns warten. Mittlerweile ist es Nacht geworden und obwohl Millionen Sterne aus dem Universum funkeln, ist es hier unten ziemlich finster. Gut, dass die Quads Scheinwerfer haben. Papa ist am schnellsten, Mama ist wieder die letzte. Sie flucht: „Mein Quad ist Mist.“ Gut, dass ich bei Papa mitgefahren bin. Und was macht man nach einem Tag in der Wüste, kübelweise Sand in jeder Ritze? Arschbombe in den Hotel-Pool!!!
Am Strand begrüßt uns Ash mit einem Lächeln und nimmt Papa in Beschlag. Ash: „Where are you from?“ – „Germany.“ Ash: „You are not German. Germans don’t smile.“ Papas Großeltern kommen aus Italien, vielleicht lächelt er deshalb manchmal. Papa scheint Ash zu mögen, er lässt er sich eine Bootstour andrehen. Nicht irgendeine, sondern Dolphin-Watching. Manchmal sind Papas gar nicht so übel. Papa fragt Ash, wie Ägypter es finden, wenn Touristen halbnackt am Strand liegen. „Strange.“ Ziemlich befremdlich. Selbst für Ash, der seit zehn Jahren am Strand arbeitet und modern eingestellt ist. In Ägypten zeigen Frauen in der Öffentlichkeit keine Haut. Manche zeigen sogar nur ihre Augen, der Rest ist verschleiert.
Dolphin-Watching! Man weiß vorher nie, ob man Delfine sieht. Aber wir haben Glück. Nach nur zehn Minuten Bootsfahrt schreit Ali, unser Skipper: „Dolfins!“ Mein Herz springt. „Dolfins! Many dolfins!“ Zunächst sehe ich nur die Finnen, noch weit weg, es könnten auch Haiflossen sein. Plötzlich tauchen die Delfine auf! Direkt vor meiner Nasenspitze unter der Bootspitze. Drei, vier, fünf … es ist unglaublich! Wunderwunderschön. Auch Ali freut sich. „Dolphins! Many dolfins!“ Es werden immer mehr. 20, 30, 40. So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt – heute ist der beste Ferientag von allen!
Letzter Abend. Auf zum Bazar! Ganz schön. Aber auch mühsam. Immer muss man handeln. Okay, immer muss Papa handeln. Dabei will er gar nichts kaufen. „Where you come from?“ – „Germany.“ Fehler! Jeder Händler kann deutsch. Schon hat er dich am Haken. Den Fehler hat Papa nur fünfmal gemacht. Dann wird es ihm zu bunt, er will ja gar nichts kaufen. „Where you come from?“ – „Finland!“ Stille. Finnisch scheinen die Händler nicht zu können. Hilft auch nichts, weil Mama unbedingt was kaufen will. Also wird in Englisch verhandelt. Wenigstens hat mein finnischer Papa seine Ruhe und Mama hat ihre Mitbringsel. Morgen geht es leider wieder zurück nach Deutschland. Schule, Regen, Schnief!